Günter Wirth
Günter Wirth

Kalligraphische Tails

Ortega y Gasset, Stuttgart 1978:  "Die Vertreibung des Menschen aus der Kunst".

 

"... Das  >>Veständnis<<  eines Kunstwerkes läßt Kunst in den Augen vieler Menschen volksfern, ja sogar volksfeindlich sein, einfach deshalb, weil es das Publikum einteilt.  In solche, die  >>verstehen<<  (oder angeben, daß sie verstehen), und in andere, die eben  >> nicht verstehen<< ! ..."

 

 

Heinz Ohff, Berlin, Mai 1992, im Ausstellungskatalog der Galerie Michel Schultz.

 

"Die Einfachheit der Kompositionen - oder besser:  Montagen - wächst unversehens über das Formelhafte, das sie zweifells besitzen, hinaus in eine Ästhetik eigener Art, die sich, wenn überhapt, nur in philosophischer Sprache oder Wortfindung umreißen ließe.

 

Die Bilder beschränken sich bei strenger Zweidimensionalität ... auf (anscheinend) einfachste Formen. Sie gliedern, ein im Grunde paradoxer Vorgang, Räume, Farbkörper und abgegrenzte Freiräume. Es ergeben sich visuelle Eindrücke, die wie Visionen wirken können.

 

Was der optische Monteur letzlich erzielt, ist - man kann es kaum anders ausdrücken - visuelle Magie ... Er führt seine unvergleichliche Art der Bildtechnik in eine Augenwelt, die dem Magischen auf modene Weise verwandt oder doch zumindest verschwägert ist. Er will ja auch kein Esperanto schaffen  und wird doch augenblicklich  in verschiedenen Kulturkreisen  sofort verstanden".

 

 

David Rosenbaum, Köln, August 1993:  "Günter Wirth - Das Graphische Werk 1953 - 1993".

 

"Die von den TAILS her bekannte Form wird soweit vereinfacht, bis sie nur noch als kalligraphische Geste erscheint, die von der in verschiedenen Strichlagen ausgeführten Pastellzeichnung in fast nur einem Farbton eingefaßt wird und sie wie eine  >>Chiffre von unmittelbarer Signalwirkung<<  hervortreten läßt.

 

In diesen Arbeiten steht konzeptuelle Strenge neben einem gestischen, wild hingeschriebenen Duktus."

 

 

Bill Nauman, Berlin, November 1992:  Im Kunstkalender 1993 der Fima Druckerei Pröh.

 

"Die Arbeiten sind en Protest gegen jede Art von Ausdruckkunst oder literarische Malerei und die damit verbundene Gefahr der Beliebigkeit. Kompromißlos hat Wirth sich Beschränkungen auferlegt, die seine Kunst als die Grenze zur minimal art führt Er erreicht, daß sein Minimalismus essentiell wird.  Somit macht er deutlich, daß für ihn nicht die Quantität der Sinneseindrücke zählt, sondern die Qualität der Wahrnehmung".

 

 

Günter Pfeiffer, Frankfurt, 28.10.1968.

 

"Nach dem altbewährten Prinzip  >>pars pro toto<<  gelimgt es Wirth, dem Fragment mehr Präsens einzuhauchen als dem bekannten Ganzen. Aus der Korrespondenz von Sichtbarem und Dazugedachtem entsteht ei neues Gleichgewicht."

 

 

Formosea Jähn, Schwarzwälder Bote, 18.4.1966.

 

"Keines der Bilder enthält subjektive Elemente. Das bedeutet aber nicht, daß das Bild thematisch ohne Aussage ist , im Gegenteil , kann durch die Gegenstandslosigkeit ein Thema präziser gefaßt sein, als ein optischer Gegenstand es zu vermitteln vermag."

 

 

Günter Wirth, Berlin, 5.5.1993:  "Auflagenobjekte aus 25 Jahren" im Ausstellungskatalog der Galerie Michael Schultz.

 

"Die Wiederholung der Verwendung einer einzigen konkreten, konstruktiven Form als Bildzeichen hat eine unmittelbare Signalwirkung. Sie ist Chiffre, Urbild und Botschaft von anhaltender Dauer. Sie ist nach Willi Baumeister >>die erste und vieleicht reinste Position des Optisch-Visuellen<<.

 

Mir kommt es primär auf das Machen von Bildern an, auf zu vermittelnde Ideen, auf geistige Konzentrate - und erst sekundär auf irgendwelche Assoziatonen zu identifizierberen Dingen oder Sachverhalten - und schon gar nicht auf literarische Inhalte."

 

 

Bill Nauman, Berlin, 7.9.1993:  Aus einem Brief an Felix Odenbch (artery berlin).

 

"Auch für die neuen kalligraphischen Tails gelten die schon von Luca am 28.1.1967 in Neapel gesagten Worte:  >>In diesen Bildern liegt eine antike Weisheit, ein kulturelles Verständnis eines Künstlers, der in den Regeln von "Produktion und Konsum" komponiert<<."

 

Und auf die Form eingehend, treffen die Worte Ehrenfried Kluckerts vom 5.11.191 in Stuttgart zu   >>Der Umgang mit der Form, die auf kleinste Einheiten reduziert ist, um ein hohes Maß an Wahrnehungstäigkeiten herauszufordern, ist allen ...  Bildern gemeinsam. Überrascht werden die Besucher sein, wenn sie herausfinden, daß in einem nicht-figuralen Bild, in einem äußerst sparsamen Bild, viel zu sehen ist. Vielleicht ist es gerade die Überraschung angesichts des Wenigen, daß eine intersivere Wahrnehmung herausfordert.<<."