1955: Gisela
1955: Gisela mit 18 Jahren im Wohnzimmer der Ruinenwohnung in der Tauroggener- / Mindenertraße.
Mit Marlies war Günter Wirth zu einer Party Friedericks in der Wohnung eines Vaters, dem norwegischen Attaches General Collin, ein
Regierungsbeauftragter Diplomat Norwegens in Westberlin im britischen Sektor. Sein Diplomatenwagen, ein Humber, hatte deshalb ein CD-Schild mit englischer Nummer und vorn auf den Schutzschildern der Vorderräder waren die Flaggenständer mit Flaggen von
Norwegen und Großbritannien. Den Wagen benutze General Collin sehr selten und fuhr lieber seinen eigenen zivilen amerikanischen Schlitten. Den Humber überlies er mit Fahrer seiner Frau Violet und ihem Sohn Frederick. Auf Veranlassung von Violet mußte der Fahrer Günter Wirth immer abholen, ob von der Wirthschen Ruienwohnung, der Hochschule, von einer seiner Freundinnen oder von sonst woher. Als Günter wegen eine Operation in einem Saal mit 14 Betten im Westendkrankenhaus für 10 Tage danieder lag, be- suchte sie ihn täglich mit ihrem Fahrer, der einen Korb mit allerlei Schönem und einer Flasche Patriarch tragen mußte. Täglich ! Der
ganze Saal profitierte davon.
Als Günter Wirth einmal zu einer Party bei Frederick mit Marlies abgeholt worden war, fiel Günter ein Mädchen auf, die einen großen Busen hatte. Als sie mal in der Empfangshalle vor dem Spiegel stand und ihr Äußeres richtete, trat er hinter sie und fragte, ob er echt sei. Sie bejahte es. Sie verabredeten sich an einem S-Bahnhof in ihrer Wohnhausnähe. Sie hieß Gisela und hatte drei jüngere
Geschwister. Sie lernte Schneiderin. Ihre Mutter war Direktrise des Modehaus Horn am Kurfürstendamm. Die Eltern hatten sich ge-trennt und ihr Vater lebte in Hamburg . Als sie hörte, daß Günter gerade seine Sizilienbilder für Vortragszwecke zusammengestellt hatte, wollte sie, daß er diese mal in ihrer Wohnung vorführt. Also nahm er die Sammlung mit Vorfürapparat und machte sich zu ihrer
Wohnung auf.
Er merkte bald, daß die Mutter ihm nicht gerade gewogen war, weil sie Angst hatte , er könne ihr ihre Tochter wegnehmen. Und sie wollte ihre Begleitung bei vielen Tanzveranstaltungen und Barbesuchen haben. Sie verhinderte, wenn es immer möligch war, ein Zu- sammentreffen der beiden. Wiederum war es Günter nicht recht, daß Gisela daduch andere Männer kennen lernt, und setzte sich mit
ihren Vater in Hamburg in Verbindung. Aber der konnte dagegen nichts tun.
Von Gisela erfuhr er, daß die Firma Horn Billigware bei C&A Brenninkmayer einkaufte, daran in Kleiniarbeit einiges veränderte und zu erhöhten Horn-Preisen verkaufte. Den Namen C&A Brenninkmayer durfte niemand sagen oder erwähnen, man sprach nur von Cab.
Aber Gisela benutzte jede Gelegenheit, zu Günter zu Flüchten oder mit ihm zusammen zu kommen. Wenn seine Elterm mal unter-
wegs oder im Kino waren und er sturmfreie Bude hatte, konnten sie für sich sein.
Wenn sie mal zu einem Kunden etwas zu liefern hatte, nahm sie Günter mit und stellte ihn irgendwo ab. Wenn ihre Mutter mit den Kindern unterwegs war, gab es immer eine Möglichkeit. Wenn es spät am Abend oder Nacht war, blieb ihnen nur der Hausflur oder der Kellerraum.
Günter Wirth fuhr in den Semesterferien zu seinem Atelier in der Mezzocannone. Als er nach drei Monaten nach Berlin zurück war, ging es schnell mit den beiden zu Ende.
ENDE (fertig bearbeitet am 25.5.2018)