1945: US Kolonie BRD
Ausgehend von seinem Gebietstand von 1937 wurde Deutschland aufgeteilt. Dies geschah auf Beschluss der Alliierten auf der Kon-
ferenz von Jalta. In der Atlantik-Charta, der Casablanca.Konferenz, der Konferenz von Teheran und der Erklärung von Jalta hatten die Alliierten die verschiedenen Strategien teilweise bereits ab 1943 ausgearbeitet. Trotzdem wurden die wechselhaften Ergebnisse der Besatzungspolitik sowohl von den Besatzungsmächten als auch von den Deutschen über lange Zeit als Provisorien betrachtet. Erst mit der Blockbildung im Kalten Krieg wurde aus Vorläufigem und aus der deutschen Teilung ein scheinbar Endgültiges.
Am 5. Juni 1945 übernahmen die Oberbefehlshaber der Vier Mächte (USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunioj) die oberste
Regierungsgewalt über Gesamtdeutschland. Diese lag beim Alliierten Kontrollrat mit Sitz in Berlin. Für Groß-Berlin erfolgte eine ge-
meinsame Besetzung der Alliierten und die Einrichtung einer Alliierten Kommandantur für die Verwaltung des Stadtgebietes, wobei die Stadt selbst ebenfalls in vier Sektoren aufgeteilt wurde, welche jeweils einem alliierten Besatzungsregime unterworfen war. Die Briten und die US-Amerikaner räumten Sachsen, Thürinen und Teile von Mecklenburg, um sie zum 1 Juli 1945 sowjetischer Kontrolle zu überlassen. Im Gegenzug erhielten sie und Frankreich die drei Westsektoren Berlins.
Am 10. Juli rückten französische Besatzungstruppen in das Saarland ein. das von den US-Truppen verlassen wurde.
Die ersten Länder wurden im Juli 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone gegründet; allerdings verfolgte die Sowjetunion dabei einen Einheitsstaat, in dem die Länder lediglich Verwaltungseinheiten sein sollten. Die Briten organisierten ihre Besatzungzone in Nordwestdeutschland eher zentralistisch. Die Amerikaner hingegen verfolgten in Süddeutschland ein förgeralistisches Konzept, nach dem die Länder auch eine wichtige politische Rolle spielen sollten.
Noch während des Krieges druckten die USA 1944 deutsche Geldscheine und Briefmarken, so die Militärmark-Noten (Allied Military Currency) und gaben sie nach der Besetzung Deutschlands in Deutschland aus. Die Briefmarken hatten kein Bild sonden nur ein verschnörkeltes Großes M. Die Geldscheine gab es in den Stückelungen 0,50 Mark bis 1000 Mark. Amerikanische Soldaten durften ihre Militärmark in US-Dollar umtauschen. Sie hatten bis zur Währungsreform 1948 parallel zur alten Reichsmark Gültigkeit.
Die Franzosen und Briten wurden als ebenfalls besetzte Länder gezwungen, dem zu folgen. Die Engländer begannen also nun auch die Marken zu drucken. Aber sie waren unterschiedlich. Sie waren etwas kleiner als die amerikanischen und hatten eine andere Zähnung. Die Franzosen weigerten sich und gaben für ihe Gebiete wie Baden, Rheinland.Pfalz, Saarland usw. eigene und sehr schöne Marken heraus. Freimarken und Sondermarken mit Motiven des jeweiligen Landes. Aber dann mußten sie sich dem Druck der Amerikaner beugen . Nicht so die Russen! Anfangs waren Städte und Länder gezwunden, eigene Marken zu drucken. Sie waren behelfsmäßig und wenig schön. Bis in Leipzig eine für Deutschland einheitliche Markenserie von Frei- und Sondermarken gedruckt werden konnte. Eine Weile gings gut. Nur in Berlin blieben die Berliner Marken bestehen, denn Berlin war ein eigenes Land und ge- gehörte nicht zu den Westmächten und ihren besetzten Gebieten.
Die gesamtdeutschen Briefmarken wie auch das Geld paßte den Amerikanern natürlich nicht. Sie überdruckten die Gesamtdeut- schen Serien wenig schön mit Posthörnern und Bändern und erklärten die Deutschen Marken und Geldscheine für ungültig. Nun strömte die Flut der ungültig gewordenen Marken und Geldscheine ab in Richtung Osten . Es drohte der Sowjetischen Besatzungs-macht eine Inflation und so entschieden sie sich zu einem Notbehelf . Die druckten kleine Rabattähnliche Aufkleber und teilten der eigenen Bevoölkerung nur eine kleine Menge zu. Diese konnten sie auf ihre Geldscheine kleben. Die Kuponmark war geschaffen und es gab nun zu der in den Westzonen ungültig gewordenen Reichsmark und den Kuponscheinen einen erkennbaren Unterschied. Es war die Zeit zwischen Ost- und Westmark. Das alles ist relevant und kann jederzeit belegt werden. Jeder kann in seinen oder in einer Leihbibliothek auszuleihenden Michel-Spezial-Katalog reinschauen. Für jede Briefmarke und Briefmarkensatz sind hier die Ausgabe-daten vermerkt.
Das Gefälle des Wertes war zum Anfang 10 zu 1 und ändert sich zusehends bis zu 4 zu 1. Ein Umtausch zwischen den beiden Währungen war wegen nicht Konvertierbarkeit in den Weltbanken nicht möglich. Dafür schuf man in Westberlin die illegalen Wech-
selstuben. Die Ostdeutschen mußten, wenn sie etwas im Westen kaufen wollten, erst ihr Geld 4 zu 1 eintauschen.
Als Günter Wirth auf der Bank von Sizilien sich Westmark gege Lire eintauschen wollte, traute er seinen Augen nicht. Das kann doch nicht sein! Da stande auf einem Schild die Umtauschwerte der verschiedensten zum Lire: Auch die von Germania Occidentale und Germania Orientale. Und die waren ganz anders. Danach war die Ostmark doppelt so viel wert wie die Westmark. Wie das? Günter Wirth mußte sich nun damit befassen und sich schlau machen. Da die Ostmark an den Rubel, die Westmark an den Dollar gebunden war und der Warenaustauch zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten auf einen Kurs 1 Rubel = 2 Dollar festgelegt war, wurde ihm jetzt auch klar, warum eine französische Schallplatte in Ostberlin 5,00 bis 6,00 DM Ost und die gleiche Platte im Westen 15,00 bis 16,00 DM-West kostete. Der gleiche krasse Unterschied war auch bei anderen Sachen vorhanden, so bei Kranzösichen Kosmetika oder Bulgarischen Keramiken. Also konnte er sich die Platte in Ostberlin mit seinen illegal erwordenen 5,00 DM-Ost für 1,25 DM-West erwerben.
In einem Buchladen in der Friedrichstraße war gegenüber ein Laden mit bulgarischen Keramiken. Ein komplettes Kaffee-Servive für 10,00 DM-Ost und ein Schnaps-Servive für 10,50 Ost-Mark. Der Verkäufer, ein Potsdamer, den er gut kannte, gab ihm seinen Per-sonalausweis und er ging rüber und kaufte beide Service. Alles zusammen also für umgerechnet etwa 5,00 DM-West. Und Übrigens: viele Schulbücher und vor allem Kunstbücher wurden in Leipzig gedruckt. Die hatten den gleichen Preis nur mit dem Unterschied hier in DM-West, dort in DM-Ost. Hamanns Kunstgeschichte 50,00 DM-Ost bzw. 50,00 DM-West.
Wenn man damals in einem Ostberliner Geschäft etwas kaufen wollte, mußte man immer seinen Personalausweis vorzeigen. Wenn es ein Westberlner oder Westdeutscher war, mußte man eine gültige Tausch-Bescheinigung vorlegen. Zum Glück sahen sich die Verkäufer die Lichtbilder nicht so genau an.
ENDE (überarbeitet am 16.5.2018) FERTIG